Dienstag, 11. April 2017

Gedächtnisprotokoll: Kabinett-Séance mit K.M. in H., 25.02.2017

Einmal mehr wurden wir zu einer spiritistischen Sitzung des Tiefentrance-Mediums K.M. eingeladen. Es sollte eine sehr heterogene Gruppe aus erfahrenen Sitzern und Neulingen sowie Männern und Frauen sein, die im bereits bekannten ‘Bombenkeller’ des Elternhauses stattfand. Bei dem folgenden Text handelt es sich um ein Gedächtnisprotokoll.

Um die Neulinge bestmöglich auf das folgende übernatürliche Geschehen vorzubereiten, aber auch um den Ablauf der Sitzung in einen historischen und kulturellen Kontext zu spiritistischen Sitzungen anderer Nationen und Erdteilen zu bringen, dauerte die vorbereitende Einführung anderthalb Stunden. Sie fand im elterlichen Wohnzimmer in freundlicher und lockerer Atmosphäre statt.

Danach begab sich das Medium zur Vorbereitung auf die Séance in einen anderen Raum um mit der holotropen Atemtechnik zu beginnen. Dieses stoßartige und hochfrequente Atmen ist fester Bestandteil des Trance-Prozesses des Mediums und beginnt bereits 20 - 30 Minuten vor der eigentlichen Séance.

Wir Sitzer begaben uns kurz darauf in den Séanceraum, wo wir nach einer kurzen körperlichen Untersuchung unsere Plätze zugewiesen bekamen. Ich selbst durfte direkt links neben dem Kabinett sitzen um das Medium während der Séance an Armen und Beinen zu halten. J.M. übernahm die Kontrolle zur rechten Seite des Mediums, sodass alle vier Gliedmaßen des Mediums während der Sitzung gehalten wurden. Diese ‘Vier-Gliedmaße-Kontrolle’ ist eine bewährte Praxis um eine physische Beteiligung des Mediums an den Phänomenen, die sich innerhalb des Sitzerkreises abspielen, sicher ausschließen zu können. Bei der sogenannten ‘Super-Kontrolle’ beugt sich einer der Kontrolleure zusätzlich über das Medium und hält den anderen Kontrolleur fest. Dadurch wird nicht nur das Medium auf seinen Platz und in Kontrolle gehalten, sondern die beiden Kontrolleure sichern sich zusätzlich gegenseitig ab. Diese Super-Kontrolle wird einige Male während der Sitzung und während sich die Phänomene im Raum abspielen von den Geistern eingefordert. Dadurch wird immer wieder die körperliche Unabhängigkeit der Phänomene vom Medium dargelegt.

Während im englischsprachigen Spiritismus das Medium lediglich an den Stuhl gefesselt wird, wodurch eine gewisse Unsicherheit darüber besteht, ob das Medium während der Sitzung tatsächlich noch auf seinem Stuhl sitzt und sich nicht an den Phänomenen selbst und körperlich beteiligt, kann dies durch diese straffe und persönliche Kontrolle durch mindestens einen unabhängigen Sitzer tatsächlich ausgeschlossen werden.

Ich hatte diese Kontrolle das letzte Mal vor vier Jahren bei meinen ersten Sitzungen durchgeführt und freute mich darauf ein weiteres Mal diese wichtige Position im Zirkel einzunehmen, welche nicht nur die Kontrolle, sondern auch den Schutz des Mediums vor äußeren Einflüssen einschließt, wie mir der Kontroll-Geist HANS nochmals darlegte, als er mich und die Sitzer zu Beginn der Sitzung begrüßte.

Wie immer fand die Séance zum größten Teil in vollkommener Dunkelheit statt. Schon während des 10 minütigen ‘Hineinatmens’ des Mediums in den Tiefentrance-Zustand, aber auch während der ersten Worte der Geistkontrolle HANS, waren für uns die ersten Lichterscheinungen in Form von Blitzen und nebelartigen, grünlich leuchtenden Flächen vor dem Kabinett zu sehen. Nach der Begrüßung und einigen Erläuterungen zum Ablauf der Séance und zum Antrieb der geistigen Welt, diese Form der Geisterkontakte durchzuführen, begannen schon die verschiedenen Experimente.

Es begann wie immer mit dem Einwirken der Geister auf die bereitgestellten Instrumente innerhalb des Sitzerkreises. Die Rasseln und der Schellenring waren auf einem umgekehrt aufgestellten Eimer platziert und zusätzlich lag eine Schamanen-Trommel nebst Schlägel auf dem Boden. Die Rasseln wurden gleich zu Anfang dieses Experimentes zum Klingen gebracht und später vom Eimer gestoßen. Die Schamanen-Trommel begann im weiteren Verlauf dieses ersten Experimentes im Rhythmus unseres Gesanges und der Musik zu klingen.

Während die Instrumente zu hören waren, hielt ich das Medium in der zuvor geschilderten Weise fest. Tatsächlich saß es ganz ruhig auf seinem Stuhl und jede Bewegung wäre mir sofort aufgefallen. Trotzdem spielte sich das Spektakel der Instrumente vor uns allen ab.

Nach dieser ersten Episode erhielten nahezu alle Sitzer Berührungen von den Geistern, wobei diese Berührungen wieder als flüchtig und kühl und wie von einer echten Hand beschrieben wurden.
Selbst die Mutter des Mediums, die in zweiter Reihe hinter mir saß, wurde nach einigen Anläufen am Kopf und Rücken berührt. Dies war insofern außergewöhnlich, als dass sie erstens zu dicht am Kabinett und zweitens in zweiter Reihe saß. Nach Aussage der Geister sollten sich die Phänomene ausschließlich innerhalb des von den Sitzern erzeugten Feldes abspielen. Ich selbst erhielt keine Berührungen, da sich die Kontrolleure in der Hauptsache auf die Kontrolle und den Schutz des Mediums konzentrieren sollen.

Als zweites Experiment sollten leuchtenden Bällchen bewegt werden. Diese mit leuchtender Farbe bemalten Tischtennisbälle wurden dazu auf einer kleinen Holzplatte platziert, die wiederum auf das Eimerchen in der Mitte des Sitzerkreises gelegt wurde. Bereits nach kurzer Zeit begannen die illuminierten Bällchen hin und her zu rollen und wurden schließlich von der Holzplatte gestoßen. Eine Sitzerin, die direkt an der Holzplatte saß, wurde derweil permanent am Bein berührt.

Als dieses Experiment abgeschlossen war und die Bällchen sich nicht mehr bewegten, sollten wir alle vor das Kabinett treten. Dafür wurde ein schwaches Rotlicht eingeschaltet, sodass wir uns orientieren und vor dem Medium aufstellen konnten. Sofort begannen kleine Kristalle aus allen Öffnungen des Kopfes zu treten. Alleine drei relativ große Steine kamen unterhalb des Augenlids des rechten Auges hervor. Dabei wurde erst eine große Beule unterhalb des Auges sichtbar und kurz darauf tauchten die Steine aus dem Auge auf. Damit aber noch nicht genug, stand das Medium von seinem Stuhl auf, nachdem wir wieder auf unseren Stühlen Platz genommen hatten, ging zu einer Sitzerin und materialisierte einen großen, weißen sogenannten Aktivstein aus seinen Händen in die Hand der Frau. Dieser Apport wurde von einem grellen Blitzlicht aus den Händen des Mediums begleitet.

Die materialisierten Steine des Abends

Danach ging es gleich zum nächsten Experiment: das fliegende Taschentuch. Wie in vorangegangenen Experimenten sollten ausgewählte Sitzer das mit leuchtenden Streifen versehene Taschentuch in den Sitzerkreis halten, wo es dann von den Spirits ergriffen und durch den Raum transportiert werden sollte. Nach einem Anlauf gelang das Experiment und das Taschentuch wurde von der einen Sitzerin quer durch den Raum zu einer anderen Sitzerin transportiert. Dabei sah es so aus, als schwebe das Taschentuch durch die Dunkelheit.

Überraschenderweise wurde uns nach diesem Experiment die Materialisation einer Handform gezeigt. Das Medium saß dazu im geöffneten Kabinett. Plötzlich sahen wir einen blauen Lichtblitz und im Schein dieses Lichtes war das Medium auf seinem Stuhl sitzend zu erkennen. Dieses Blitzlicht sollte die einzige Lichtquelle bleiben. Immer wieder blitzte es auf und mit jedem Aufblitzen war etwas mehr von der ektoplasmischen Erscheinung zu sehen. Es begann mit einem weißen, stoffartigen Haufen Ektoplasma auf dem Kopf des Mediums. Dieses Knäuel entfaltete sich jedoch mit jedem Lichtblitz etwas mehr bis zuerst nur einzelne Finger, dann eine ganze Hand und schließlich ein ganzer Arm mit den gesamten Gliedmaßen einer Hand zu erkennen waren. Der Arm glich jedoch eher einem langen, weißen Streifen aus Stoff und die Hand einem weißen Handschuh. Solch eine Erscheinung konnten wir bereits in einer Sitzung ein Jahr zuvor beobachten. Das Aufblitzen des blauen Lichtes war von kurzer und immer schneller werdender Frequenz, sodass man das Entstehen der Erscheinung in den verschiedenen Stadien gut beobachten konnte. Zum Schluss reichte das Gebilde vom Kopf des Mediums hinunter bis zu seinem Schoß.



Zu Beginn sind lediglich die Finger der ektoplasmischen Hand zu sehen
Die Hand 'wächst' am Körper des Mediums hinab

Am Ende reicht die Erscheinung bis zum Schoß des Mediums

Das nächste Experiment wurde bereits vorher angekündigt und nun sollte es in die Tat umgesetzt werden: die fliegende Trompete.
Dazu hielt das Medium selbst die Trompete in den Raum und wedelte damit herum, so als wolle es die Spirits anlocken die Trompete zu ergreifen. Wir Sitzer sangen derweil zur Musik. Nach einer Weile kündigte der Kontrollgeist an, die Trompete in den Raum zu werfen. Kurz darauf flog die Trompete tatsächlich quer durch den Raum auf die gegenüberliegende Seite des Kabinetts und blieb auf dem Boden liegen.
Wir sollten weiter singen und beobachten, ob sich die Trompete in die Luft erhebt. Nach einigen Anläufen wurden wir von HANS aufgefordert von 1 - 10 zu zählen und dabei unsere Hände gegenseitig fest zu drücken. Auch dieses Prozedere mussten wir zweimal wiederholen; dann erhob sich die Trompete und flog mit großer Geschwindigkeit durch den Raum. Dabei drehte sie Kreise über uns, blieb bei dem einen oder anderen Sitzer in der Luft schweben und klopfte auf Kopf oder Schultern. Das Phänomen hielt mehrere Minuten mit gleichbleibender Stärke an. Währenddessen hörte und spürte man kein Rascheln oder einen Windhauch, wie es der Fall gewesen wäre, wäre die Trompete von einem Menschen derart durch den Raum getragen worden.
Ich selbst kontrollierte das Medium während das Phänomens erst mit der normalen, später mit der Super-Kontrolle. Es saß ganz ruhig auf seinem Stuhl und machte keine Bewegung.

Nach diesem erfolgreichen Experiment begann die Rotlicht-Phase des Abends, bei welcher in der Regel Ektoplasma in verschiedenen Formen und Ausprägungen gezeigt wird.
Bereits Tage vor dieser Séance hatte ich den Wunsch geäußert einmal selbst die Erscheinung von Gesichtern innerhalb des Ektoplasmas mit eigenen Augen beobachten zu dürfen. Dies ist ein bekanntes spiritistisches Phänomen und ist auf vielen historischen Fotografien vergangener Séancen zu sehen. Oft zeigen sich verstorbene Angehörige auf diese Art den anwesenden Gästen. Diese Erscheinungen werden vor allem im englischsprachigen Spiritismus als Beweis für ein Leben nach dem Tod angesehen. An diesem Abend sollte mein Wunsch erfüllt werden.

Hans kündigte genau dieses Phänomen an und sprach davon, dass sich eine Frau, ein Mann und ein Kind im Ektoplasma zeigen würden. Alle drei Personen stünden in der einen oder anderen Art in einer Beziehung zu uns Sitzern. Der- oder Diejenige würden die Erscheinungen erkennen.
Bevor es losging musste jedoch erst einmal das Ektoplasma hervorgebracht werden. Ein Prozess, der allein für sich schon bemerkenswert und spannend zu beobachten ist. Für die folgend beschriebenen Prozesse wurde jedes Mal das Rotlicht eingeschaltet, sodass wir das Geschehen gut beobachten konnten. Unter lautem Stöhnen und Tönen zog das Medium einen gazeartigen Stoff aus seinem Mund. Mehrere Armlängen lang sammelte es sich so zu einem großen Haufen vor den Füßen des Mediums.
Danach lag diese große Menge des Ektoplasmas auf dem Boden, jedoch sah sie nicht mehr stoffartig, sondern eher nebelartig aus. Sie wirkte ganz leicht und begann sich zu bewegen und pulsieren. Als das Licht wieder ausgeschaltet wurde, blitzten wieder blaue Lichter auf. Mehrmals erschien dieses Blitzlicht über der Masse, sodass sie für den Bruchteil einer Sekunde in der Dunkelheit zu sehen war.
Als es nach ein paar Sekunden und mehreren Lichtblitzen dunkel blieb, wurde das Rotlicht wieder eingeschaltet. In der Masse auf dem Boden bewegte sich nun etwas innerhalb des nebelartigen Materials und es schien, als bildete sich eine Art kleiner Kopf, der sich leicht hin und her bewegte.

Nun kündigte Hans noch einmal die drei Gesichter im Ektoplasma an und als das Licht noch einmal aus- und wieder eingeschaltet wurde, lag die Masse ausgebreitet auf der Brust des Mediums. Das Plasma reichte nun von der linken bis zur rechten Schulter und hing hinab bis zum Schoß. Außerdem hatte sich das Aussehen des Materials wieder verändert. Nun sah es aus wie auseinander gezogene Spinnweben. An manchen Stellen wirkte es dicklich und undurchsichtig, an anderen Stellen war es halb durchsichtig, watteartig, faserig und klebrig. Auf der Brust waren drei gräuliche dunkle Flecken zu sehen.

Von meiner Position aus konnte ich jedoch keines der drei Gesichter erkennen, obwohl ich direkt neben dem Ektoplasma saß. Es sah eher aus, als zerfließe dort eine gräuliche Substanz in einer Art Rorschach-Muster im Ektoplasma. Hans bat nun darum, dass die Sitzer einzeln und reihum an das Plasma herantreten sollten um sich die Gesichter genau ansehen zu können. Dabei sprach er davon, dass die Erscheinungen schon im Begriff seien wieder zu zerfließen.

Ich sollte als Letzter an die Reihe kommen und einen Blick auf die Gesichter werfen dürfen. Da ich jedoch aus meiner Position überhaupt keine Gesichter erkennen konnte und Hans schon die Auflösung der Erscheinungen ankündigte, hatte ich mich bereits damit abgefunden wahrscheinlich nichts oder nicht mehr viel zu sehen zu bekommen.

künstlerische Darstellung der drei Gesichter im Ektoplasma

Als ich dann jedoch vor das Ektoplasma trat und den rechten dunklen Fleck im Ektoplasma aus nächster Nähe betrachtete, erkannte ich das Gesicht eines Kleinkindes. Es sah aus wie eine alte Fotografie im Stile der zwanziger Jahre. Das Kindergesicht blickte mich genau an und es wirkte, als bewege es sich und wäre von Leben erfüllt. Das Bild war so detailliert, dass ich sogar einzelne Haare der Frisur und die Musterung der Iris in den Augen des Kindes erkennen konnte. Es hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und schien meinen Blick direkt zu erwidern.

Das Antlitz schien wie auf einem Stück Stoff gedruckt und in die watteartige Substanz eingearbeitet worden zu sein. Es wirkte wie ein ovaler Aufnäher und das Material dieser Fläche wirkte gleichzeitig glatt (im Vergleich zum restlichen Ektoplasma) und strukturiert wie grober Stoff. Die Umrandung dieser ca. sechs Zentimeter großen Fläche wirkte etwas wulstiger. Insgesamt konnte ich ungefähr fünf bis zehn Sekunden auf das Gesicht des Kindes blicken.

Gerade, als ich mich der oberen Erscheinung zuwenden wollte, musste ich jedoch wieder auf meinen Platz zurück. Ich konnte nicht mal eine Sekunde auf die männliche Erscheinung blicken. Aus späteren Erzählungen erfuhr ich jedoch, dass diese nicht nur ein Gesicht, sondern auch die Schultern und die Brust eines Anzug und Krawatte tragenden Mannes mit Bart und Brille gezeigt hatte. Die Erscheinung der Frau konnte ich aufgrund der kurzen Zeit überhaupt nicht sehen.

Nach dieser Episode war die Séance fast beendet. Das Ektoplasma war bereits nach ein paar Sekunden und nachdem das Licht aus- und wieder eingeschaltet wurde einfach wieder verschwunden.
Hans berichtete mit immer schwächer werdender Stimme, dass das Medium unter starken Kopfschmerzen leide und die Sitzung nun schnell beendet werden müsse.
Nach einer herzlichen Verabschiedung kam das Medium schließlich aus der Trance zurück und die Sitzung war beendet. Alle verließen den Raum und begaben sich zurück ins Wohnzimmer um über das eben Erlebte zu diskutieren.

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